Galerie Dora Asemwald

Mein Vermieter hat mir erlaubt, den Hinterraum meines Büros, den ich nicht gemietet habe, als Galerie zu nutzen. Damals teilte ich die Ladenfläche der alten Metzgerei mit Betania Meli, die dort unter dem Namen „Bütique“ Vintage-Second-Hand verkaufte und ich ihr bei der Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit half. Bei der Eröffnung stellten wir Fotos von Frank und Steff aus. Darauf hin beschloss ich, eine Galerie zu gründen, unter deren Namen zukünftige Ausstellungen laufen sollten. Ich habe Dora Asemwald zur Galeristin ernannt und das Ganze „Galerie Dora Asemwald“ genannt.

Die erste Ausstellung unter neuem Galerienamen fand am 15. November 2008 statt, ausgestellt wurde Malerei von Harald Zylka. Bei der Eröffnung behauptete ich, die Galeristin, deren Assistent ich sei, hätte mich gebeten, ihre Eröffnungsrede für sie zu halten, da sie schon etwas zu viel getrunken hätte. Einige der Besucher haben das sogar geglaubt.

Harald bat mich, kein kunsthistorisches  Geschwurbel von mir zu geben, da es Unfug wäre, in seine Bilder einen tieferen Sinn außer seiner Freude an den Motiven hineinzudeuten. Dem Wunsch bin ich nachgekommen:

Der Zusammenhang zwischen großformatigen Porträts junger Damen und einem Steinkopf und dem Ausstellungsname offenbarte sich mir nicht sofort, auch nicht unsofort. Wikipedia, mein alter Freund, erklärte mir, es handele sich bei dem englischen Begriff „trigger“ um entweder Abzug – wie bei einem Gewehr – oder Auslöser. Oder auch einen Schlüsselreiz: Unter Trigger versteht man Sinneseindrücke, die Erinnerungen an alte Erfahrungen in einer Art wecken, als ob diese Erfahrung jetzt nochmal neu gemacht werden würde. Diese Erinnerung erfolgt meist plötzlich und mit großer Wucht. Die damaligen Gefühle werden unmittelbar erlebt – Flashback nennen das Fachleute. Besonders beliebt sind Flashbacks bei Drogenfreunden. Der sogenannte Echorausch ist der kostenlose Nachschlag in der Kantine der Bewusstseinserweiterung. LSD und Mescalin stehen dort ganz oben auf der Speisekarte. Halluzinationen machen das subjektive Leben bunter und entrücken die Realität des Konsumenten zunehmend der Realitäten der anderen. Vorausgesetzt, man hängt nicht dem Glauben an, es gäbe nur eine Realität, die Maßstab einer allgemein gültigen Wahrheit sei. Das Entrücken der Realität verringert die Schnittmenge der eigenen Wirklichkeit mit der der anderen und vergrößert somit den Raum des als unwahr Empfundenen, den Raum außerhalb der Schnittmenge, den von mir so genannten Lügenraum.

Allgemein anerkannt: Lügen haben kurze Beine. Gegen kurze Beine ist kein Kraut gewachsen, es gibt jedoch findige Tricks. Auf der Webseite von Bild der Frau werden dunkle Strümpfe mit hellen Feinstreifen, gerade geschnittene Hosen mit Längsstreifen, schmalem lange Röhrenjeans – niemals umgekrempelt! – und natürlich hohe Absätze empfohlen. Also Obacht: Lügen tarnen sich gerne längsgestreift, die Wahrheit verträgt auch Querstreifen. Karierte Kleidung scheint ideal für Menschen zu sein, die gerne in einer Melange aus Wahrheit und Lüge leben, streifenloser Uni-Look ist das Erkennungszeichen jener, die ein Mysterium aus dem Ausmaß ihrer Wahrheitsliebe machen. Besonders mutwillige und findige Lugenbeutel verzichten bewusst auf beinverlängernde Tricks aus der Garderobe und behaupten einfach einen langen Oberkörper zu haben. Längs gestreifte Sträflingskleider sollten wohl den Delinquenten zu erhöhter Wahrheitsliebe verhelfen. Das Prinzip der modischen Rehabilitation hat sich wohl nicht ganz durchgesetzt, sollte jedoch nochmals überdacht werden.

Fliegen haben auch kurze Beine – sechs an der Zahl – und keine Möglichkeit, diese mit hohen Pumps zu kaschieren. Des weiteren werden sie von Teufeln in der Not verspeist und paarweise mit einer Klappe erschlagen. Das hört sich schlimm an und ist es auch. Das kurze Leben einer Fliege ist kein leichtes. Vermehrt sie sich ungestört, wird sie jedoch zur Plage anderer Tiere. Während Kuh und Pferd mit Schwanz und Schweif die lästigen Zweiflügler vertreiben können, ist das dem gemeinen Hausschwein nicht vergönnt.

Das Schwein dient nicht nur als Lieferant von Schnitzel und Wurst, auf ihm gedeihen auch Borstenhaare, steife Deckhaare mit gespaltener Spitze. Gekämmt, mit Alaunwasser gewaschen und gebleicht werden sie zu Pinseln gebündelt, welche Harald Zylka zum Auftrag der Farbe auf die Leinwand nutzt. Der Effekt dieser Technik ist in dieser Ausstellung zu beobachten.

 

Fotos von der Vernissage gibt es auf der Webseite der Galerie zu sehen:
http://galeriedoraasemwald.wordpress.com/2008/11/15/vernissage-harald-zylka-%E2%80%93-triggers/

Ein paar der ausgestellten Arbeiten gibt es hier zu sehen:
http://galeriedoraasemwald.wordpress.com/2008/11/01/ausstellung-harald-zylka/

Die Galerie bei Facebook:
http://www.facebook.com/galerie.dora.asemwald
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